NIK
Familienzentrum Sankt Nikolaus, 2017 - 2021
Gau-Algesheim
Neubau eines Familienzentrums - Kindergarten mit Gemeindesaal
Realisierungswettbewerb 2016 - 1. Preis
Das Familienzentrum St. Nikolaus vereint als Ort der Begegnung Kindertagesstätte und Gemeinde in einem kompakten zweigeschossigen Pavillon. Er ist nahe an die Nordgrenze des Grundstücks gerückt und übernimmt somit weitgehend den Fußabdruck des bestehenden Gebäudes - die wertvollen Außenflächen mit ihrem Baumbestand werden dabei geschont und erhalten.
Der Baukörper wird durch gezielt gesetzte Einschnitte plastisch gegliedert. So orientiert er sich an der städtebaulichen Körnung der Umgebung, ohne sein Volumen als Sonderbau zu verleugnen. Ausgreifende Funktionssateliten verknüpfen sich mit dem Aussenraum: die Aussentreppe im Westen, die Loggiatreppe im Norden und der einladende Eingangsbau mit Spieldeck im Obergeschoss.
Die Haupterschliessung erfolgt von der Brücke über den Welzbach. Besucher aus dieser Richtung werden von dem Eingangshof empfangen, der die Zugänge von Gemeindebereich und Kindertagesstätte zusammenfasst.
Das Familienzentrum ist konsequent als konstruktiver Holzbau konzipiert, der mit hochdämmenden Holzrahmenaussenwänden, Hohlkörperdecken und Brettsperrholzwänden und den Verzicht auf eine Unterkellerung eine ökonomische wie nachhaltige Realisierung erlaubte. Ein extensives Gründach trägt zur positiven ökologischen Bilanz bei, eine Kragplatte auf der Südseite bietet Sonnen- und konstruktiven Holzschutz, textile Sonnen- und Blendschutzrollos als Screen und farbige Linoleumbeläge ergänzen das Materialkonzept.
Kompaktheit und ein gutes A/V-Verhältnis sind Kern des vorliegenden Energiekonzeptes. Die Lichthöfe und die Oberlichter mit den Lufträumen bieten gute Tageslichtbelichtung – und sie werden in Kombination mit Überströmungsöffnungen in der Fassade zur freien Lüftung über Auftrieb genutzt. Zur Kühlung und Heizung wurde eine geothermische Gaswärme-pumpe mit Erdsonden vorgesehen, die den Grundwasserstand des Welzbaches nutzt, um Kühlung im Sommer bzw. Flächenheizung im Winter über die Fussbodenheizung zu gewährleisten (Free-cooling). -
Niederwöhrmeier + Wiese Architekten BDA
Konzept Konstruktion und Tragwerk
Dem Grundsatz der Vereinfachung folgend besteht das Tragwerk des Familienzentrums aus Lignotrend - Deckenelementen, die über die Gruppenräume spannen und auf zwei Typen von Wänden ruhen. Dabei werden für die Außenwände gedämmte Holzrahmenbaukonstruktionen verwendet, während die Innenwände als BSP-Elemente mit beidseitiger Sichtoberfläche ausgeführt werden. Um die den Außenanlagen zugeordneten großen Fensterflächen zu maximieren, werden die Randunterzüge deckengleich ausgeführt und von filigranen, sichtbaren Holzstützen getragen.
Die aus den sichtbaren BSP-Innenwänden ausgeschnittenen Unterzüge wurden so optimiert, dass ein gemeinsamer Horizont entlang des Flures ablesbar wird. Zur Wahrung der Durchlässigkeit von Gruppenraum zu Außengelände wird von der oberen Deckenscheibe ein stützenfreier Laubengang als Fluchtbalkon abgehängt, der aus Gründen der Dauerhaftigkeit als leichte Stahlkonstruktion mit Gitterrosten ausgeführt wird.
Der auf schlanken Stützen gelagerte Trägerrost über dem Eingangsbereich agiert mit der aufgelegten BSP-Platte im statischen Verbund und wirkt daher trotz hoher Auflast aus der Loggia sehr filigran und leicht. Alle biegesteifen Verbindungen sind hier verdeckt hergestellt.
Die weitgespannte Rippendecke über dem Gemeindesaal besitzt schlanke BSH-Träger, zwischen denen alternierend eine Akustikplatte abgehängt wird. So entsteht ein interessantes Erscheinungsbild und in dem so entstehenden Zwischenraum können technische Funktionen verdeckt werden. Aufgrund von sehr hohen akustischen Anforderungen zwischen den Übungsräumen verschiedener kirchlicher Musikgruppen mussten die Belange des Schallschutzes mit dem Tragwerk in Einklang gebracht werden. - Fast + Epp, Dr.-Ing. Jochen A. Stahl
Architektur
Dr. Julius Niederwöhrmeier, Carola Wiese
Valentina Müller-Bader, Alexander Neukirch
Tragwerk
Pirmin Jung,Deutschland GmbH, Remagen - LPH 1+2
Fast + Epp, Darmstadt,. Dr.-Ing. Jochen A. Stahl - LPH 3+4
Ausschreibung und Bauleitung
Bernd Freihaut, m3 baukunst Architekten und Stadtplaner BDA,
Darmstadt
Bauherrin
Katholische Kirchengemeinde St. Cosmas und Damian, Gau-Algesheim
Bischöfliches Ordinariat Mainz / Dezernat IX Kunst und Bauwesen
Fotografie
Lennart Wiedemuth, Frankfurt
Eibe Sönnecken, Darmstadt
N+W Architekten BDA, Darmstadt